Persistierende Restreaktionen frühkindlicher Reflexe. Warum ein so ausgefallener Titel für einen der ersten Artikel eines Gesundheits-Blogs?

Als Mutter eines in vielen Punkten betroffenen Kindes hat mich die Begegnung mit diesem Thema – mit all seinen Erklärungsansätzen und den sich hieraus ergebenden Chancen – sofort gefesselt. So vieles, was mir bisher Kopfzerbrechen bereitete, erscheint nun plötzlich in einem anderen Licht. Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere in größeren Gruppen, Lernschwierigkeiten und motorische Entwicklungsstörungen… Verbunden natürlich mit Hilfegesuchen bei unterschiedlichsten Therapeuten, allerlei privaten Recherchen und zahlreichen physischen Anwendungen (darunter ein Frequenzgerät mit beachtlichem, aber leider nur kurzfristigem Erfolg).

Und nun, ganz unverhofft, der große Durchbruch!

Der Tipp einer anderen Mutter, schon wieder ein Besuch bei einer Physiotherapeutin, gefolgt von einer Ganzkörper-Gänsehaut und neu aufblühender Hoffnung.

Dabei verlief der erste Besuch ganz unspektakulär. Mein Sohn, ein Drittklässler mit 8 Jahren, sollte ein Bild malen, einige Bewegungsübungen zeigen und mit der Zunge die Nase erreichen. Alles mit Bravour gemeistert – jedenfalls in den Augen der verständnislos zuschauenden Mutter. Beim nächsten Termin, diesmal hatte ich zur Auswertung allein zu erscheinen, beschrieb mir die Therapeutin bis in die kleinsten Einzelheiten hinein, wo genau unser Problem liegt. Wann und durch welchen Ausdruck sich Verhaltensauffälligkeiten zeigen, mit welchen Anforderungen sich mein Sohn in der Schule schwer tut, wie sich das konkret äußert und durch welche Anlässe es zu Problemen mit Klassenkameraden kommt…

Wie konnte diese Frau, die nur wenige Worte mit meinem Kind gewechselt hatte, all das so genau wissen? Wie konnte sie so detailliert über eine Problemlage sprechen, die Lehrer, Erzieher und mich schon so lange vor ein Rätsel stellte? Dies war Teil drei des beschriebenen Verlaufes, die Ganzkörper-Gänsehaut.

‚Aber er hat doch alle Übungen problemlos ausgeführt. Sind denn Restreaktionen zu beobachten?‘ war meine verblüffte und auch etwas hilflose Frage darauf.

‚Die volle Palette‘ die unberührte Antwort.

Bedeutung und Integration frühkindlicher Reflexe

Was nun sind aber eigentlich solche Restreaktionen? Und wie kann es zu deren ‚Persistieren‘ kommen? Welche frühkindlichen Reflexe gibt es überhaupt? Im folgenden sind drei von ihnen exemplarisch dargestellt, da eine vollständige Betrachtung den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen würde.

Dem Leser, der sich eingehender mit dieser Thematik befassen möchte, sei an dieser Stelle das Buch ‚Flügel und Wurzeln‘ von Dorothea Beigel empfohlen. (Link Amazon) Die Autorin war 24 Jahre lang Grund- und Förderschullehrerin, bildete Erzieher in Sozialpädagogik aus, und war anschließend lange im staatlichen Schulamt im Bereich der neurophysiologischen Entwicklungsdiagnostik tätig. Sie hat somit in der Praxis die Auswirkungen fortbestehender Reflexe und auch den bemerkenswerten Nutzen der nachträglichen Integration jener intensivst beobachten und studieren dürfen.

Beim Lesen dieser Lektüre überkam mich ein Aha-Erlebnis nach dem anderen!

1. Moro- bzw. Umklammerungsreflex:

Der Moro-Reflex stellt im Grunde eine unreife Schreckreaktion als Antwort auf potentiell lebensbedrohliche Situationen dar. Er ist gegliedert in 2 Phasen, wobei in Phase 1 Arme und Beine gleichzeitig und ruckartig auseinander gehen, die Finger gespreizt werden, der Kopf Richtung Nacken geht und sich der Mund öffnet.

Das Kind atmet ein und erstarrt für kurze Zeit.

In Phase 2 schließen sich die Extremitäten wieder (‚Umklammern‘), es kommt zum Faustschluss und zur Ausatmung, nicht selten gefolgt von einem Schrei. Jeder, der einmal ein Neugeborenes zum Baden in Wasser tauchte, kennt diese Reaktion wahrscheinlich. Sie wird aber auch ausgelöst durch visuelle Reize, wie plötzlichen Lichteinfall, laute Geräusche oder auch Veränderungen der Raumlage.

Die Integration dieses Reflexes erfolgt zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat und weicht dann einer ausgereiften Schreckreaktion.

Integration bedeutet also, dass ein Reflex, der aus niederen, d.h. entwicklungsgeschichtlich älteren, Hirnregionen stammt, gehemmt wird durch Funktionen höherer und komplexerer Bereiche des sich entwickelnden Gehirns.

Oder in anderen Worten: Ein Reflex wird durch eine höhere Reaktion ‚überschrieben‘, im Falle des Moro-Reflexes eben durch eine weiter entwickelte, der gegebenen Situation eher angemessene Schreckreaktion.

Folgen unvollständiger Integration

Als frühe Schreckreaktion setzt der Moro-Reflex Mechanismen in Gang, die auf Kampf- oder Fluchtreaktionen vorbereiten. Besteht er über die von der Natur vorgesehene Dauer hinaus, geschieht dies jedoch schon zu eigentlich unbedeutenden Anlässen, wie Lärm im Klassenraum, Kälte, hellem Licht, unangenehmen Gerüchen, Zeitdruck oder Abweichungen von immer gleichen Abläufen.

Es werden Stresshormone ausgeschüttet, die Blutversorgung wird umgeleitet – nun werden vor allem die Muskeln gut durchblutet – die Atmung wird flach, wodurch die Sauerstoffaufnahme eingeschränkt wird und es werden Unmengen an Energie freigesetzt. All dies geschieht auf Kosten höherer Hirnfunktionen, weshalb es dem Kind schwer fällt, sich zu konzentrieren und Unterrichtsinhalte zu erfassen. Dieser Notfall-Modus bedingt außerdem, dass sich das Auge auf optimale Fernsicht einstellt, wodurch alles Nahe nur noch verschwommen wahrgenommen wird. Das Kind hat somit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.

Darüber hinaus werden bestimmte Töne höherer Frequenzen nicht mehr gehört, und so kommt es zur Verwechslung von z.B. ‚B‘ und ‚P‘, oder ‚D‘ und ‚T‘, was vor allem in Diktaten zum Problem wird. Die Noten fallen hier vergleichsweise schlecht aus. Es resultiert eine tiefe Versagensangst des Kindes, was die Situation weiter verschärft. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass auch Asthma eine Konsequenz des in Teilen fortgesetzten Moro-Reflexes sein könnte. Betrachtet man die Rolle von Ein- und Ausatmung, liegt diese Vermutung nahe.

Außerdem lässt sich offenbar ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten autistischer Züge (Asperger-Syndrom) und dem Fortbestehen des Moro-Reflexes beobachten.

Laut Dorothea Beigel ließen sich in 85% der ihr mit Diagnose ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ) vorgestellten Kinder Moro-Restreaktionen feststellen. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) steht ebenfalls auf der Liste der möglichen Konsequenzen. Die Integration eines solchen Reflexes wäre für diese Kinder sicher eine schonendere und auf lange Sicht eher zielführende Strategie als das Ruhiggestellt-Werden mit Ritalin und Co.

2. Palmar-Reflex

Der Palmar– oder Handgreifreflex ist der Faustschluss infolge von Berührung oder Druck auf die Handinnenfläche. Dabei ist die Hand so fest geschlossen, dass man das Kind an den Händen hochziehen kann. Die Integration dieser Reaktion mit 4 bis 6 Lebensmonaten hat zur Folge, dass ein Gegenstand losgelassen und im Pinzettengriff gehalten werden kann. Hiermit in engem Zusammenhang steht die sogenannte Babkin-Reaktion, ein ebenfalls reflexhaftes Verhalten.

Welche Mama kennt nicht das Herumkneten des Babys an der (gerade zu Anfang oft noch schmerzenden…) Brust beim Stillen? Durch die Stimulation des Mundbereiches wird das Händchen rhythmisch zur Faust geballt. Ein klarer Hinweis darauf, dass die Entwicklung der Motorik in den Händen in Verbindung steht zur Entwicklung der Motorik im Mund- und Kieferbereich.

Folgen unvollständiger Integration

Und genau das zeigt sich bei ausbleibender oder unvollständiger Integration des Palmar-Reflexes darin, dass neben der Feinmotorik auch der Erwerb von Sprache und Artikulation gestört ist. Bemerkbar macht sich dies beispielsweise durch fortwährende Bewegung des Mundes beim Schreiben oder anderen Arbeiten mit den Händen, die ein gewisses Maß an Geschicklichkeit erfordern. Auffällig zeigen kann sich auch die Handschrift des Kindes, weil es den Pinzettengriff nicht beherrscht oder es Probleme mit der Auge-Hand-Koordination hat. Gemalte Bilder fallen oft nicht altersentsprechend aus, und zum Teil wird das Malen sogar ganz abgelehnt.

3. Der Asymmetrisch-Tonische Nackenreflex (ATNR)

Dreht das Kind den Kopf zur Seite, strecken sich Arm und Bein auf dieser Seite, und beugen sich zeitgleich auf der anderen. Die Integration dieses Reflexes nach 4 bis 6 Monaten ermöglicht dem Kind das Erlernen des Kriechens und Krabbelns – was durch die beinahe zeitgleiche Bewegung von rechtem Arm und linkem Bein (und umgekehrt) die beiden Hirnhälften zur Kooperation anregt. Dies hat enorme Auswirkungen auf die Ausbildung vieler motorischer und kognitiver Fähigkeiten.

Folgen unvollständiger Integration

Erfolgt die Hemmung nicht oder nur eingeschränkt, kann es zu Problemen bei der Entwicklung der Linkshirndominanz kommen, die wichtig ist für den Spracherwerb. Auch kann die Entwicklung des dominanten Auges oder Ohres ausbleiben, was Verarbeitungsstörungen visueller oder auditiver Reize nach sich zieht.

(Mal ehrlich, wusste außer mir noch jemand nichts von einem dominanten Auge…?)

Das bedeutet konkret, dass nicht ein Auge die Führung übernimmt (so aber sollte es sein), sondern beide Augen dies wechselnd tun. Buchstaben, Zahlen oder auch Rechenzeichen können nur noch schwer voneinander abgegrenzt werden , sodass das Kind sie übersieht oder vertauscht. Es resultieren ernste Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen.

In einer in The Lancet (The Lancet Vol. 335, Nr. 9203, February 2000) veröffentlichten englischen Studie stellte sich ein überraschend deutlicher Zusammenhang zwischen Restreaktionen des ATNR und Lese-Rechtschreib-Schwäche. Es wurden Kinder von 8-11 Jahren in Gruppen eingeteilt, wobei in den ersten 3 Gruppen jene, die im ATNR persistierten, Placebo-kontrolliert bestimmte Bewegungsübungen ausführen mussten.

Die vierte Gruppe sollte sich zusammensetzen aus Kindern mit Leseproblemen, jedoch ohne ATNR-Restreaktionen. Zu dieser vierten Gruppe kam es nicht, da ausnahmslos alle Kinder mit Leseschwierigkeiten solche Restreflexe zeigten.

Es zeigt sich zudem eine außergewöhnliche Körperhaltung beim Schreiben. Erinnern Sie sich? Der ATNR bewirkt, dass sich bei einer Drehung des Kopfes zur Seite die Gliedmaßen auf dieser Seite strecken. Dreht nun das Kind den Kopf, um dem Stift zu folgen, strecken sich hier Arm, Hand und Finger. Diese Reaktion erschwert dem Kind die Arbeit erheblich. Eine dauerhafte und kraftraubende Kompensation durch Verdrehung des Oberkörpers und Muskelspannung wird erforderlich.

Hinweise können außerdem sein:

  • eintöniges Sprechen, Lesen und Singen
  • Probleme beim Wiedergeben von Tonfolgen oder dem Klatschen von Rhythmen
  • auffälliges Halten von Stift oder Füller bzw. Wechsel zwischen linker und rechter Hand
  • Probleme, (die Körpermitte) überkreuzende Bewegungen auszuführen
  • Verdrehen von Zahlen (2=5) und Buchstaben (b=d)

Wir sehen also:

Die ausbleibende oder unvollständige Hemmung frühkindlicher Reflexe führt zu mitunter gravierenden Störungen in der weiteren Entwicklung des Kindes.

Wie umfangreich jedoch das Spektrum an möglichen Auffälligkeiten ist, hat mich zutiefst in Staunen versetzt. Vieles von dem, was ich an meinem Kind beobachten konnte, hätte ich niemals in Zusammenhang gebracht mit einem scheinbar rein körperlichen Aspekt, wie solchem Reflexverhalten.

Wenn man bedenkt, wie viele Kinder zu kämpfen haben allein mit Lese-Rechtschreib-Schwächen oder Dyskalkulie (Rechenschwäche), dann kann man nur hoffen, dass das Wissen um diese Zusammenhänge rasch einen breiteren Zugang findet. Denn genau hier liegt offenbar zumindest ein Teil der Ursachen. Und die Zeit drängt offenbar:

Bei Einschulungsuntersuchungen einiger Berliner Stadtteile 2013/2014 wiesen 50% (!) der Kinder Auffälligkeiten sprachlicher, kognitiver (sozial-emotionaler Bereich inbegriffen) und motorischer Art auf. Von 1993 – 2013 hat sich die Zahl der Medikationen gegen ADHS um das Zweihundertfache erhöht.

Die diagnostizierten Fälle zu dieser Zeit (2013) lagen bei 700.000! Zahlreiche weitere Daten aus Untersuchungen und Studien unterstreichen diese eklatante Gesamtentwicklung.

Ursachen

Wie nun aber kann es überhaupt dazu kommen, dass die Reflex-Integration beeinträchtigt wird? Und warum sind die Zahlen gerade in den hoch entwickelten Industrie-Nationen besonders erschütternd? Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Definition von ‚Integration frühkindlicher Reflexe‘:

‚Integration‘ bedeutet, dass niedere Hirnaktivitäten – die eben auch Auslöser dieser Reflexe sind – unterdrückt werden durch die Ausbildung höherer Funktionen.

Somit muss die Ursache wohl zu suchen sein in einer gestörten Entwicklung oder Vernetzung eben jener höheren Bereiche des kindlichen Gehirns.

Mutter trägt Kind 'Persistierende Restreaktionen...' 500x750

Damit nun diese höheren Hirnregionen adäquat heranreifen und sich verknüpfen können, bedarf es Unmengen motorischer und sensorischer Stimulation. Aber leider sind die Zeiten, in denen ein jedes Kind den Großteil seiner wachen Zeit im Freien verbrachte (oder am Körper der Mutter herumgetragen wurde), längst vorbei. Wie soll ein Baby seine Sensorik entwickeln, wenn es immerfort im Kinderwagen, in der Baby-Schale, im Bettchen oder sonst wo liegt. Es bekommt schlicht zu wenig Input, der die Sinne – zum Beispiel den Gleichgewichtsapparat – anregen könnte. Und es fehlt ihm an Gelegenheit, seine motorischen Fähigkeiten im geeigneten Zeitfenster auszubilden, was natürlich weitere sensorische Stimulation nach sich zöge.

Am Körper der Mutter ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Jeder Schritt, jede Wendung, jedes Zurseite- und Nachvornbeugen der Mutter aktiviert unzählige Muskelgruppen und sensorische Nervenenden des Kindes, es kommen fortwährend Informationen zur Veränderung der Raumlage an, das Gleichgewichtssystem wird unablässig stimuliert. Darüber hinaus nimmt das Kind die ganze Zeit über Herzschlag, Geruch und Stimme der Mutter wahr, was ihm maximale Sicherheit vermittelt.

Junge springt in Pfütze - Artikel 'Persistierende Restreaktionen...' 800x533

Sobald das Kind dann selbständig krabbeln, später laufen kann, sollte es eigentlich unentwegt in Bewegung sein und seine Fähigkeiten erweitern. Es sollte mit Farben, Matsch und Sand spielen, sollte malen, kleckern, im Wasser planschen, springen, singen, klettern….

Aber nur allzu oft sieht die Realität so aus: Sitzen! Vor dem Fernseher, dem Computer, dem Tablet, dem Smartphone…

Keine geeigneten Voraussetzungen für eine kindgerechte Entwicklung und ein wirklich besorgniserregender Trend. Zwar können auch andere Faktoren Ursache sein für derlei Probleme, wie Traumata oder Erkrankungen der Mutter in der Schwangerschaft oder Sauerstoffmangel unter der Geburt. Auch Impfungen, die ja heute bereits in bedenklich jungem Lebensalter (Zum Teil in den ersten Tagen!) verabreicht werden, zählen zu den möglichen Verdächtigen.

Doch die massive Veränderung der Lebensweise bereits so junger Kinder in unserer technisierten Welt ist sicher als der große Knackpunkt zu betrachten. Wir täten also gut daran, uns zurückzubesinnen auf unsere Ursprünge – einen Blick zu werfen auf die Bedingungen, mit denen wir Jahrtausende lang konfrontiert waren, unter denen wir auf diesem Planeten ‚aufwuchsen‘. Und eines der Hauptmerkmale war unzweifelhaft, dass wir immer in Bewegung waren!

Dass nicht nur der Geist – der Intellekt -, sondern auch der Körper stets gefordert war, Leistung zu erbringen. Beide arbeiteten zusammen, sie entwickelten sich ja auch gemeinsam. Und so, das rückt heute zunehmend ins Bewusstsein auch der Wissenschaft, bedingen sie einander eben auch. Leidet die Entwicklung des Körpers, leidet auch die der mentalen und emotionalen Prozesse und Fähigkeiten.

Mein Sohn wurde geboren mit einer schwerwiegenden Grunderkrankung, die es ihm in den ersten Jahren nur sehr eingeschränkt erlaubte, sich zu bewegen. In den Zeitfenstern, die von der Natur für bestimmte Entwicklungen vorgesehen sind, hatte er ganz andere Baustellen zu bewältigen. Erst sehr spät stabilisierte sich sein Zustand so weit, dass es ihm möglich wurde, in der körperlichen und kognitiven Entwicklung aufzuholen. In vielen Bereichen gelang ihm das auch erstaunlich gut, während er in anderen immer im Nachteil zu sein schien.

Erst mit diesen neuen Einblicken in die Natur der kindlichen Entwicklungen erklärt sich mir, warum das so ist. Und spannenderweise ergaben sich bereits nach wenigen Wochen Anwendung der täglichen Übungen Veränderungen vor allem im Verhalten, die sich auch Lehrern und Erziehern bemerkbar machten.

Ein für diesen kurzen Zeitraum überwältigender Fortschritt und Anlass für diesen Artikel.

Wer sich auf diesen Weg begibt, der muss sich auf mindestens 1,5 Jahre Übung mit dem Kind einstellen. Auf speziell für die Integration von Reflexen konzipierte Bewegungsübungen. Aber diese 15-20 Minuten, die mein Sohn und ich nur für uns allein haben, tun auch unserer Beziehung zueinander wirklich gut. Jeden (naja, zugegeben, fast jeden…) Abend Quality-Time unter Ausschluss anderer Familienmitglieder.

Eine ganze Reihe solcher Übungen mit den entsprechenden Erklärungen dazu finden sich in ‚Flügel und Wurzeln‘ von Dorothea Beigel. (Link)

Dennoch sei jedem, der solcherlei Probleme bei seinem Kind vermutet, ausdrücklich der Besuch bei einem erfahrenen Therapeuten empfohlen, dem eine sichere Diagnose und das Erstellen eines individuellen Therapieplans möglich ist. Wer im Potsdamer Raum auf der Suche ist, dem vermittele ich gern eine kompetente Adresse.

Schreibt mich einfach an.

Mir bleibt nur zu sagen: Informiert Euch und nehmt Anlauf, wenn auch Euer Kind zu kämpfen hat mit den Anforderungen in der Schule, und jede Nachhilfe scheitert. Wenn auch Euer Kind Schwierigkeiten hat mit seiner Beziehung zu Mitmenschen und sich selbst, und mit dem ganz normalen Alltag.

Hier könnte der Grund dafür verborgen liegen, und dann wartet hier die Heilung.